Der Entomologe Charles De Geer
Von Erik Hamberg. Übersetzung: Helmut Müssener.
Die große Bibliothek zu Lövstabruk wurde zum überwiegenden Teil vom Entomologen Charles De Geer (1720–1778) aufgebaut. Sein vielseitiges Interesse manifestierte sich in der großen Bibliothek und dem Naturalien-Kabinett, mit deren Aufbau er schon während seiner Jugend in Holland begonnen hatte, als er sich für Naturwissenschaften und das Sammeln von Büchern zu interessieren begann. Als er nach Schweden zog, führte er zwölf Kisten voll Büchern und wissenschaftlichen Instrumenten mit sich. Nachdem er die Verantwortung für die Eisenhütte von Lövstabruk und den Herrenhof übernommen hatte, wuchs seine Sammlung ununterbrochen, um seinen eigenen Interessen und dem Bedarf seiner grösser werdenden Familie gerecht werden zu können. Dennoch war sie vor allem die Bibliothek des Wissenschaftlers Charles De Geer, in der fast alle entomologische Schriften, die in der Welt erschienen waren, sowohl alte wie neue, standen.
Zur ältesten Literatur gehören Autoritäten des sechzehnten Jahrhunderts wie Conrad Gesner und Ulisse Aldrovandi, während die Forschung des siebzehnten Jahrhunderts unter anderem die Niederländer Antoine van Leeuwenhoek und Jan Swammerdam vertreten. Aus De Geers eigener Zeit sind vor allem die großartigen Tafelwerke mit Insektenabbildungen von deutschen Wissenschaftlern wie Jacob Christian Schäffer und August Johann Rösel von Rosenhof sowie eins des Engländers Dru Drury zu nennen, während Eleazar Albin und der Franzose René Antoine Ferchault de Réaumur, der De Geers Forschung sehr angeregt hatte, einer früheren Generation, die anfangs des achtzehnten Jahrhunderts tätig war, angehören.
Der Anteil botanischer Literatur in der Bibliothek war ebenfalls bemerkenswert umfangreich, nicht zuletzt dank bedeutender Zukäufe von Werken Olof Rudbecks des Jüngeren, so vor allem Blomboken, „Das Blumenbuch“, elf Folianten mit Abbildungen von Gewächsen; auch auf den Buchversteigerungen nach dem Tod Rudbecks konnten viele Arbeiten aus den Bereichen von Botanik und Zoologie ersteigert werden.
Die Bibliothek war für Charles De Geer ein Arbeitsinstrument, wie die zahlreichen Hinweise in seinen vielen Artikeln über Insekten in den Schriftenreihen der schwedischen und französischen Wissenschaftsakademien sowie bei der Niederschrift seiner Mémoires pour servir à l’histoire des insectes, die 1752–1778 in sieben Bänden erschienen, erkennen lassen, eine der wichtigsten schwedischen wissenschaftlichen Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurden nach dem Vorbild von Réaumurs Arbeiten über Insekten geschrieben, und sogar der Titel ist derselbe. Die Illustrationen für sein Werk zeichnete De Geer selbst, bevor sie in 238 Kupferplatten eingraviert wurden, die beim Druck der Arbeit benutzt wurden.