Die Wallonen

Für die Herstellung von Stabeisen benötigte man große Mengen Holzkohle. Die Wallonen führten die Technik ein, Holz in Hochmeilern zu verkohlen. Das Bild zeigt einen Hochmeiler in Uppland im Jahr 1940. foto: Upplandsmuseum.

Von Dr. Karin Monié. Übersetzung: Helmut Müssener.

Die starke Entwicklung von Lövstabruk als Eisenhütte steht in engem Zusammenhang mit der Einwanderung kalvinistischer Wallonen während des siebzehnten Jahrhunderts. Ihre Zahl war, gemessen an heutigen Maßstäben, nicht so groß. Insgesamt gesehen handelte es sich um etwa tausend Personen, die vor allem durch den Unternehmer und Investor, den Niederländer Louis De Geer, nach Schweden und ins heutige Finnland geholt wurden, aber sie prägten das Leben in seinen Eisenhüttenorten in Norduppland, in Norrköping und in Finspång sowie in deren Umgebung.

Lövstabruk wurde eine der wichtigsten wallonischen Eisenhütten. Ebenso wie De Geer bekannte sich die absolute Majorität der Wallonen zum Kalvinismus. Bei den Einwanderern handelte sich um Schmiede, Köhler, Holzfäller, Fuhrleute und andere, die neue Techniken für Eisenherstellung und Holzkohleproduktion mitbrachten. Viele von ihnen wurden in Lövstabruk ansässig und sollten das Leben der Arbeiterschaft im Orte prägen, die während des achtzehnten Jahrhunderts für die Glanzzeit von Hütte und Ort bestimmend war, aber sie gehörten nicht zum Mittelstand. Denn Pfarrer, Lehrer, Kantor und Organist, Chirurg, Schreiber, Kämmerer und Wirtshauspächter waren selten wallonischer Herkunft. Der Patron selbst stammte aus den Niederlanden. Die Familie zählte sich zum alten europäischen Adel und fühlte sich frei von allen Bindungen an die Lebensbedingungen der örtlichen Umgebung.

Unter den Arbeitern standen die Schmiede zuoberst. Von ihrer beruflichen Fertigkeit und ihrer harten Arbeit hing das gesamte Wohlergehen von Hütte und Ort ab. Sie sprachen lange Französisch, d. h. einen wallonischen Dialekt. Ihre Berufssprache war wallonisch und für den Arbeitsalltag bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein maßgebend. Wörter wie housette, goujar, tourneij haben sich teilweise bis heute erhalten.

Die kalvinistische Konfession des Eigentümers und der Wallonen war auch dafür entscheidend, wie das Äußere und das Innere der Kirche gestaltet wurden, die in jeder Hinsicht dem Ort, so wie er sich nach der Brandschatzung durch die Russen im Jahre 1719 entwickelte, angepasst wurden. Der Wiederaufbau verlief schnell und effektiv. Ihr größter Stolz der Kirche, die gut bewahrte Orgel des Orgelbauers Johan Niclas Cahman, konnte bereits 1728 eingeweiht werden. In der Kirche selbst findet sich ein Rechteck mit Bänken, das im rechten Winkel auf den Altar ausgerichtet ist, so dass alle, die dort sitzen, sich dem Predigtstuhl zuwenden. Es wird gewöhnlich als „smedskvarteret“, als Rechteck der Schmiede, bezeichnet und widerspiegelt die kalvinistische Auffassung von der zentralen Rolle des Wortes im Gottesdienst, das wichtiger ist als der Altar. Allerdings verhinderte die lutherische schwedische Staatskirche kalvinistische Gottesdienste.

Ein Kohlenmeiler wird abgerissen. Archiv der Hütte.

Der Künstler und Sänger Upplands Olof Thunman, Verfasser des Liedes „Im Frühtau zu Berge wir ziehn“, stammte von den Wallonen ab. Sein Großvater mütterlicherseits kam aus Lövstabruk, und er selbst verbrachte viel Zeit in einer kleinen Hütte am Skäl-See in der Nähe des Ortes. Wehmütig und in romantischer Stimmung erinnert er an die letzten Schmiede in Lövstabruk im Gedicht „Walloner“ in dem Gedichtband „Pan spelar“ (Pan spielt) von 1919 sowie in den Gedichten „Där hammarn tystnat“ (Wo der Hammer jetzt schweigt) und „De sista“ (Die Letzten) in „Olands sånger” (Gesänge aus Oland) von 1927.
Dort heißt es:

Jahrhunderte lang brannten die Feuerherde.
Jahrhunderte lang, Generation für Generation,
hämmertet Ihr hier für das Land
das Eisen für Krieg wie für Frieden.

Und bis heute die gewaltigen Räder besingen
Die Alten und das Wasser, das spritzt,
Und die Hämmer fallen schwer, fallen dumpf,
Und murmeln Sedan, Liège und Namur.


Litteratur:

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Fredric Bedoire, Hugenotternas värld. Från religionskrigens värld till Skeppsbroadelns Stockholm. Stockholm 2009