Mittsommer vor langer Zeit

Von Karin Monié.  Übersetzung: Helmut Müssener.

Schon Anfang Mai begann man sich auf das zweite der beiden großen Ereignisse des Jahres vorzubereiten, auf Mittsommer. Die Wäsche, die sich seit Weihnachten angesammelt hatte, wurde im Bach oder im Kanal gewaschen, diesmal in fließendem Wasser ohne Eisstücke, man backte Roggen- und Weizenbrot sowie mindestens drei oder vier Sorten Plätzchen, braute Dünn- oder richtiges Bier. Es wurde aufgeräumt, geharkt und das Gras um das Haus gemäht.

Am frühen Morgen des Mittsommerabends verstummte der Hammer, der ständige Pulsschlag des Alltags. Die Schmiede, rußgeschwärzt, wanderten entlang des unteren Hammerwegs heimwärts zu ihren Wohnungen an der Norrgata, der Nordstraße, der Stora Gata, der Großen Straße, und der Sörgata, der Südstraße. Dort wusch man sich gründlich, und der schwarze Ruß vieler Tage verschwand in der Badetonne. Die Handwerker dagegen, von denen es im Ort viele gab, arbeiteten bis zwölf Uhr weiter. Die Schmiede traten in weißen Hemden vor die Tür, saßen auf der kleinen Veranda davor, die mit Birken geschmückt war, und tranken Kaffee.

In der alten Lagerhalle holten die Frauen die Mittsommerheringe, vier große, fette Heringe für jeden Haushalt und zwei für die Pensionäre. Am Eiskellerhügel bekam man das Mittsommerbier zu den Tönen der Schlüsselfideln, auf denen Vilhelm Tegenborg und Jan Erik Jansson aufspielten. Gelegentlich wurden sie durch den halblahmen Quintus verstärkt, aber das meist beim Tanz.

Um sechs Uhr wurde der Maibaum aufgerichtet, der am Tage davor sorgfältig geschmückt worden war. Der Baron kam aus seinem Herrenhof heraus, und Broströms Bläser-Sextett spielte auf.

Am Maibaum standen zwei Tanzböden, wobei der eine für die Hammerschmiede reserviert war. Die halbe Nacht wurde getanzt, nicht länger. Denn es galt, Kräfte für den nächsten Tag zu sparen, den Mittsommertag, wenn das Fest seinen Höhepunkt erreichte, noch gesteigert durch die Stärke des Mittsommerbiers. Eine lange Schlange von Tänzern und Tänzerinnen schlängelte sich um die beiden Tanzböden, über den Kanal am Teich, hinunter zu der Voliere und zurück zu den runden Häusern an den Tanzböden.

Die Mittsommertraditionen waren noch lange sehr stark. Die Festlichkeiten wurden allmählich zum Volkspark verlegt, wo man sich noch mehrere Jahrzehnte traf. Aber jetzt ist dies zu Ende.

Ich blättere in einem neuerschienenen Exemplar der Zeitung Lövstabygden des Heimatvereins. Auch in diesem Jahr trafen sich einige fröhliche Leute zur Mittsommerfeier auf dem Eiskellerhügel, probierten Mittsommerbier und hörten froh den Tönen von Geige, Schlüsselfidel und Ziehharmonika zu. Vor einigen Jahren hat man wieder damit begonnen. Vielleicht wird es sogar zur Tradition. Eine Tradition, die alte Erinnerungen wiedererweckt.


Litteratur:

Birger Steen, Baronernas Leufsta. Om brukslivet i norra Uppland på baronernas tid. Efter f.d. brukskamreren Joel Godeaus berättelse. Uppsala 1966
Vilhelm Monié, Minnen från Leufsta bruk 1900–1927. Sollentuna 2000
Lövstabygden. November 2016

Die Kapelle des Ortes spielte zu Mittsommer auf. Archiv der Hütte.

Tanz um Midsommarstången in Lövstabruk. foto: Ernst Norling.

Die Spielmänner Vilhelm Tegenborg und Jan Erik Jansson mit ihren Schlüsselfideln. foto: Upplandsmuseum.