Die Russen brandschatzen im Jahr 1719 Leufsta

Russische Galeere in der Schlacht im Ledsund 1720. Gemälde von Ferdinand Victor Perrot. Central Naval Museum, Sankt Petersburg.

Von Erik Hamberg. Übersetzung: Helmut Müssener.

Im Sommer 1719 griff Russland fast die gesamte schwedische Ostseeküste an. Am 11. Juli wurde eine große russische Flotte bei Söderarm in den äußersten Schären vor Stockholm gesichtet. Man fürchtete schwedischerseits einen größeren Angriff auf Stockholm, der in der Tat auch beabsichtigt war. Die russische Armada umfasste 132 größere und mehr als hundert kleinere Galeeren, und hatte etwa 26 000 Matrosen und Soldaten an Bord.

Stockholm selbst wurde allerdings nie angegriffen, und schwedische Truppen konnten kleinere Vorstöße abwehren. Stattdessen teilte sich die russische Flotte. Das südliche Geschwader unter Generalmajor Fjodor Apraxin verwüstete die Ostseeküste bis hinunter nach Nyköping, während das nördliche unter Befehl des in Irland geborenen und in russischen Diensten stehenden Admirals de Lacy ohne Erfolg versuchte, Gävle einzunehmen, aber erfolglos blieb. Auf dem Hin- und Rückweg nach dort brandschatzte man Kleinstädte wie Östhammar, Öregrund und Norrtälje sowie eine große Anzahl Dörfer.

Detail. foto: Gabriel Hildebrand, 2015.

Aber die russischen Truppen begnügten sich nicht damit. Sie nützten die militärische Schwäche Schwedens, die nach dem Tod Karl des Zwölften entstanden war, dazu aus, in Roslagen Raubzüge bis weit ins Inland durchzuführen. Man wollte Schwedens Infrastruktur zerstören und es vor allem noch weiter dadurch schwächen, dass man die Eisenhütten in Uppland, die von grosser Bedeutung für das Land waren, verwüstete.

Die schwedischen Truppen waren schwach, und man versuchte, sich mit Hilfe eines Bauernaufgebots zu verteidigen, das jedoch schlecht bewaffnet war und keinerlei Kampferfahrung hatte. Aber sie zogen sich auch oft zurück, weil sie schlecht geführt wurden und die schwedischen Offiziere feige waren.

Die russische Strategie zielte darauf ab, die Dorfbewohner, die an der Küste Wache hielten, durch Artilleriebeschuss dazu zu zwingen, ins Land zu fliehen. Danach landete man berittene Kosaken an, gefolgt von mehr oder weniger großen Truppeneinheiten. Der russische Angriff auf Lövstabruk begann von Norden.

Nachdem die Russen bei Fagerviken an Land gegangen waren, rückten sie weiter ins Land hinein und brandschatzten Orte wie Grönö, Skärplinge und Försäter. Der letzte schwedische Stellung vor Lövstabruk, Sillbo, wurde schnell verlassen, so dass der Weg nach Lövstabruk völlig offen vor den feindlichen Truppen lag, die für diese Operation zu Beginn aus etwa 2 600 Mann bestand. Die schwedischen Verteidigungskräfte in Lövstabruk umfassten etwas mehr als 800 einfach bewaffneten Bauern, 92 Mann der Roslagen-Kompagnie des Leibregimentes und 95 Leibdragoner, die am 24. Juli unter Befehl des Obersten Jacob Lillieström aus Norrtälje dort eingetroffen waren. Hinzu kamen 300 Dragoner aus Ingermanland und Karelien unter der Führung des Generalmajors Fabian Zöge, die sich aus Forsmark nach hier zurückgezogen hatten. Er übernahm nun das Kommando und lehnte dabei die Hilfe einer Reserveeinheit ab, die sich in Österby befand, da er der Überzeugung war, genügend Truppen zur Verfügung zu haben. Aber wie eine Woche vorher in Forsmark, so hatte Zöge auch die Verteidigung Lövstabruks nicht ausreichend vorbereitet. Als er einsah, dass und wie ernst die Lage war, bekam er kalte Füße und versuchte, sich krankschreiben zu lassen, was der Feldscher Weise aber ablehnte.

Detail. foto: Gabriel Hildebrand, 2015.

Als die Russen am 25. Juli 1719 Lövstabruk von drei Seiten angriffen, leisteten die schwedischen Truppen keinen größeren Widerstand. Der Herrenhof wurde bereits am Anfang abgefackelt wie bald darauf der ganze Ort mit seinen 50 Hütten, der Kirche, dem Glockenturm, der Krankenstube und fast 2 000 Tonnen Getreide. Die Schweden zogen sich so schnell zurück, dass nicht einmal die Kasse der Hütte mit ihren 10 768 Taler gerettet werden konnte. Nach russischen Berichten verloren die Schweden 30 Mann und die Russen nur eine Handvoll.

Zöge floh nach Österby und Dannemora, wohin ihn der Feind nicht verfolgte, der sich stattdessen zurückzog. Die Hütte in Hillebola blieb verschont wie auch Gimo. In Skebo gelang es dem Inspektor Georg Svebilius, der später Inspektor in Lövstabruk wurde, den Feind in die Flucht zu schlagen. Nachdem der Feind sich aus Lövstabruk zurückgezogen hatte, gelang es, zwei Schmieden, die Hochöfen, den großen Stall und sechs Wohnhütten zu retten. Generalmajor Zöge verlor das Kommando und wurde zu 3 000 Taler Geldstrafe verurteilt.

Der russische Angriff auf Roslagen fand am 19. August sein Ende, als Norrtälje in Schutt und Asche gelegt wurde.


Litteratur:

Lars Hillström, ”När ryssen härjade nästan ända till Gävle”, Gefle Dagblad 7/8 2013.
Sven Sjöberg, Rysshärjningar i Roslagen. Stockholm 1981.
Alf Åberg, ”De ryska härjningarna 1719”, Den svenska historien, 5. Stockholm 1967.