Eine Bibliothek aus dem 18. Jahrhundert
Von Karin Monié. Übersetzung: Helmut Müssener.
An den beiden Seiten der Westfassade des Herrenhofs zum Teich hin finden sich zwei fast rechteckige Pavillons, die der Architekt Jean Eric Rehn entworfen hat. Sie zeugen von den wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen des berühmten Charles De Geer. Das eine Gebäude birgt die einzigartige Bibliothek aus dem achtzehnten Jahrhundert, das andere wurde als Naturalienkabinett eingerichtet. Charles De Geer (1720–1778), der Werkseigentümer, war nicht nur Naturwissenschaftler und Entomologe, d. h. ein Insektenforscher von Rang, sondern auch Buchsammler. Er baute eine reichhaltige und schöne Bibliothek auf, wie es sich für einen europäischen Kavalier und Intellektuellen vor zweihundertfünfzig Jahren ziemte. Heute umfasst die Bibliothek etwa 8 500 Bände; zu der Sammlung selbst gehören zudem eine große Anzahl Kupferstiche und Noten.
Charles De Geer verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre in den Niederlanden. Er begann bereits früh in seiner Heimatsstadt Utrecht und später in Amsterdam, den Haag und in Leiden damit, Bücher zu sammeln, und baute so ein wertvolles Kontaktnetz für seine Einkäufe auf. 1738 zog er nach Schweden und Uppsala. 1741 übernahm er Lövstabruk und abonnierte von hier aus auch weiterhin seine modernen wissenschaftlichen Zeitungen.
Für die Bibliothek ging es in erster Linie um französische Literatur, die die Ideen der Aufklärung vertrat, darunter die erste Auflage der Encyclopédie ou dictionnaire raisonné von Diderot und d´Alembert, die 1751–1772 erschien. Andere Bücher repräsentierten Gebiete wie Religion, Erziehung, Geschichte, Biographie sowie Reiseschilderungen, Belletristik, Musik und Theater.
Charles De Geer stand ferner in Verbindung mit Professor Olof Rudbeck dem Jüngeren in Uppsala und erwarb für seine Bibliothek dessen handkolorierte Werke Fogelboken, „Das Buch der Vögel“, und Blomboken, „Das Buch der Blumen“. Zu den wirklichen Unikaten gehört der gedruckte erste Teil der Campus Elysii von Rudbeck, ein Werk, von dem nur zwei Exemplare erhalten geblieben sind, eins davon in der Bibliothek in Lövstabruk, während die gesamte restliche Auflage 1702 beim großen Brand in Uppsala in Flammen aufging. Hier stehen ferner Werke von Carl von Linné, unter ihnen der Catalogus plantarum rariorum Scaniae von 1728. Nicht zuletzt birgt die Bibliothek auch eine große Sammlung Kupferstiche aus der Kunstwelt Englands und Frankreichs.
1778, nach dem Tod Charles De Geers, übernahm sein gleichnamiger Sohn, Charles De Geer der Jüngere, die Bibliothek, baute sie mit etwa 1 000 Bänden in erster Linie politischer Literatur noch weiter aus, und kaufte vor allem auch Kupferstiche italienischer Herkunft. Eine kleinere, jüngere Bibliothek, die Isak Gustaf Clason entworfen hat, findet sich im Herrenhof.
Sämtliche Sammlungen sind seit 1986 nach einer dramatischen, aber geglückten kulturpolitischen Rettungsaktion mit Hilfe der Beijer- und der Craaford-Stiftung Eigentum der Universitätsbibliothek Uppsala. Die staatliche Liegenschaftsverwaltung ist für den Bibliothekspavillon und den gesamten Herrenhof verantwortlich, während die Bestände der Musik- und Handschriftensammlung sowie Teile der Bibliothek heute in der Universitätsbibliothek Uppsala aufbewahrt werden.
Litteratur:
Tomas Anfält, ”Från nytta till nöje, ett svenskt herrgårdsbibliotek”. Solen och Nordstjärnan. Frankrike och Sverige på 1700-talet. Nationalmusei utställningskatalog nr 568
Ulla Ehrensvärd, ”Leufsta bruks fideikommissbibliotek”. Föreningen för bokhantverk, årsbok 1968
Lilliebjörn, E.G., Katalog öfver Leufsta bruks gamla fideikommissbibliotek. Nominalkatalog. Uppsala 1907
Osvald Sirén, Katalog öfver Leufsta fideikommiss´ gravyrsamling. Stockholm 1907
Thomas Tottie, När Leufstabiblioteket räddades till Sverige. Leufsta Vänner 2000
Laila Österlund och Åsa Henningsson, ”1700-talsbiblioteket på Leufsta”. I Ann-Charlotte Ljungholm, red., Lövstabruk – ej sin like i hela riket. Stiftelsen Leufsta 2011
Förteckning öfver Leufsta Bruks Folk- och Skolbibliotek. 1901, suppl. 1904 och 1911, 1914
Karin Monié, ”Tankar kring ett bibliotek som en gång fanns”. Ikoner 1999